Unser Anliegen
Ein lebensfähiges Gemeinwesen ist Bedingung für die Entfaltung und das Wachstum des einzelnen Menschen. Das Forum Gemeinwohl setzt Impulse für die wissenschaftlich orientierte Auseinandersetzung mit Gemeinwohlfragen und trägt damit zur Gemeinwohlorientierung in Wirtschaft, Staat und Bürgergesellschaft bei.
Die Frage, was das gute Leben in einem Gemeinwesen ausmacht, beschäftigt Wissenschaft und Praxis seit Menschengedenken. Es gibt wohl keine Sprache auf der Welt, die nicht einen Begriff für das größere Ganze entwickelt hat, um die Voraussetzungen für das Gelingen zwischenmenschlichen Zusammenlebens in den Blick zu nehmen. Ganz ohne Zweifel: Ohne eine Idee vom „Wir“ ist auch keine tragfähige Idee vom „Ich“ zu haben. Beginnend mit Aristoteles spielt das Leitmotiv des Gemeinwohls auch in der europäischen Ideengeschichte eine herausragende Rolle. Auch wenn es dabei von jeher strittig war, wie das Gemeinwohl zu fassen und zu erreichen ist, wird sich niemand ernsthaft gegen das Gemeinwohl stellen.
Über die Zeitläufte hinweg taucht es in verschiedensten Formen und Gestalten auf und durchläuft selbst immer wieder einen Wandel. Wie ein unsichtbares Band hält es ein Gemeinwesen zusammen und die gelebten kollektiven Werte bestimmen über Fortschritt und Verfall einer gesellschaftlichen Ordnung. Gemeinwohl ist eine Chiffre für die Lebensfähigkeit von Gemeinschaften und Gesellschaften.
In der modernen Lebenswelt mit ihren bisher ungekannten Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und neuen Kollektiverfahrungen auf der einen Seite und den ebenso bisher nicht gekannten Gefährdungen des Gemeinwesens auf der anderen Seite bekommt die Gemeinwohlfrage einen aktuellen Stellenwert. Vor allem aufgrund zunehmender Komplexität und Unsicherheiten steht jeder auch ganz für sich selbst vor der Frage, was es eigentlich bedeutet, verantwortungsvoll für sich und andere zu handeln. Wie also kann es gelingen, die Gemeinschaft und Gesellschaft lebenswert zu gestalten und für die Zukunft zu rüsten?
Das Forum Gemeinwohl e.V. verfolgt als gemeinnütziger Verein die Idee, die Bedeutung des Gemeinwohls sichtbar und erfahrbar zu machen – z.B. für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für die Förderung der Demokratie, für eine gute Organisationsführung – und die wissenschaftlich orientierte Auseinandersetzung mit Gemeinwohlfragen zu befördern. Wir möchten Verbindungen zwischen Theorie und Praxis aufzeigen, so relevante gesellschaftliche Fragestellungen identifizieren und tragende Antworten finden und auch bestärken. Seiner Natur gemäß berührt das Gemeinwohl Wirtschaft, Politik und Bürgergesellschaft gleichermaßen und birgt daher die Möglichkeit, Dinge miteinander sinnvoll zu verknüpfen und ein Forum zu schaffen für Neues. In diesem Sinne ist es unser Anliegen, als unabhängiger Partner dem offenen Dialog und der wissenschaftlichen Forschung zum Thema Gemeinwohl den notwendigen Raum und Rückhalt zu geben.
Wir sind der Aufklärung und dem Humanismus verpflichtet und dabei parteipolitisch unabhängig und überkonfessionell.
Unser Gemeinwohlverständnis
Gemeinwohl ist, was uns alle angeht
Das Wohl des Einzelnen hängt auch vom Gemeinwohl ab. Als soziales Wesen ist der Mensch auf eine Umgebung angewiesen, innerhalb derer er sich als Individuum entwickeln kann und wo er Anerkennung und Unterstützung erfährt. In einer funktionierenden Gesellschaft ist Gemeinwohl das Band, welches das Gemeinwesen zusammenhält, Richtschnur bei der Lösung von Konflikten und Ressource für den Einzelnen. Damit verkörpert Gemeinwohl immer auch eine Idee von dem, was allen gemeinsam sein soll und wodurch sich eine Gesellschaft in ihrem Wesen auszeichnet.
Gemeinwohl liegt im Auge des Betrachters
Gemeinwohl zielt auf die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger ihr gesellschaftliches Umfeld wahrnehmen. Gemeinwohl wird dann geschaffen, wenn ein Individuum das soziale Kollektiv positiv erlebt. Dies basiert auf der wertphilosophischen Überlegung, dass Wert immer das Ergebnis von positiven Bewertungen eines Bewertungsobjekts durch ein bewertendes Subjekt ist. Im Falle des Gemeinwohls bewertet das Individuum das Gemeinwesen. Das Erleben des Gemeinwesens wird in einer modernen Gesellschaft wesentlich von Organisationen verschiedenster Art beeinflusst. So kann zum Beispiel ein Fußballverein zum Zusammenhalt in einer Stadt beitragen oder eine Bank zur wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes, indem sie ihre Aufgaben im Kerngeschäft erfüllt.
All diesen Gemeinwohlbeiträgen ist eines gemeinsam: Gemeinwohl wird erst dann geschaffen, wenn es in den Köpfen und Herzen der Menschen ankommt. Das heißt auch: Die Fakten allein reichen nicht aus. Gemeinwohl entsteht nur dann, wenn sich die Handlungen einer Organisation auch in eine positive Wahrnehmung durch Individuen übersetzen. Gemeinwohl kann daher auch nicht a priori bestimmt werden, sondern bezeichnet eine spontane Ordnung. Welche Werte dann wirklich zählen, hängt auch vom jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Hintergrund ab, in den das Gemeinwohl eingebettet ist.
Gemeinwohl wird an menschlichen Grundbedürfnissen gemessen
Woran machen Individuen fest, ob eine Organisation zum Gemeinwohl beiträgt? Das Erleben und Bewerten des Gemeinwesens sind psychologische Prozesse, in denen sowohl kognitiv-rationale als auch unterbewusst-emotionale Faktoren eine Rolle spielen. Bei jeder Bewertung greifen wir auf eine Struktur aus Grundbedürfnissen zurück, die uns gewissermaßen als Zollstock dienen. Werden diese erfüllt, so fällt unsere Bewertung positiv aus; werden diese nicht erfüllt, so bewerten wir negativ.
Gemeinwohl als gesellschaftliche Wertschöpfung - Public Value
Wird Gemeinwohl in diesem Sinne verstanden, so spielen Organisationen eine große Rolle bei der Schaffung von Gemeinwohl. Damit wird der Gemeinwohlbeitrag im Sinne einer gesellschaftlichen Wertschöpfung zu einer wichtigen Perspektive und Outputvariablen für das Management. Unter dem Begriff Public Value spielt diese Diskussion eine wichtige Rolle in der Verwaltungswissenschaft und in der Managementforschung.
Initiative
Das Forum Gemeinwohl e.V. wurde am 22. August 2019 auf Initiative des Lehrstuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung an der HHL – Handelshochschule Leipzig als gemeinnütziger Verein gegründet. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Unterstützung wissenschaftlicher Forschung und Lehre zu gemeinwohl- und werteorientierter Führung sowie die Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft.
Natalie Knuth
Prof. Dr. Timo Meynhardt
Dr. Pepe Strathoff
Josephina Steuber
Christina Stockmann-Zipfel
Der Verein wurde gegründet von
Dr. Anne Bäro
Eduard Frantz
Dr. Andreas Fröhlich
Dr. Justus von Grone
Dr. Anna Jasinenko